Den folgenden Text habe ich als Antwort auf eine Veröffentlichung auf der Website der AfD Ratingen geschrieben, in welchem sich der Fraktionsvorsitzende der AfD Ratingen sich bitterlich beschwert, dass ich ihm vermeintlich die Liebe zu unserer Heimatstadt abspreche.

Sehr geehrter Herr Kullmann,

nachdem Sie mich in Ihrem Brief an Ihre vermeintlichen politischen Wettbewerber im Rat und an den Bürgermeister der Stadt Ratingen mehrfach persönlich erwähnt haben, dachte ich, dass ich Ihnen einmal schreibe, um Ihnen ein paar Sachen zu erklären und Hilfestellung anzubieten.

Zunächst einmal: Wir kennen uns nicht. Das ist vielleicht auch gut so. Gleichwohl sollte man mit persönlichen Urteilen über die jeweils andere Person ein wenig vorsichtiger sein. Ich weiß, dass dies gelegentlich schwer fällt.

So leid es mir tut, dass Ihr Herr Vater in der Ratinger Eierverwertung arbeiten musste, so sehr sollten Sie sich daher jedoch mit Urteilen, Aussagen und Mutmaßungen über meine Familie oder meine Sozialisation zurückhalten.

Sie möchten gerne von sich das Bild des bodenständigen guten Menschen zeichnen, der nach all der harten Arbeit nun ganz offensichtlich schwer darunter leidet, dass Menschen wie ich sich vermeintlich über ihn „erheben“. Das tut mir ebenfalls leid und nichts läge mir ferner, als mich über Sie erheben zu wollen.

Wie ich schon erwähnt habe: Ich kenne Sie überhaupt nicht.  Ich kann mir daher über Ihre Person auch kein Urteil erlauben. Genauso wenig kenne ich Ihren Parteivorsitzenden Herrn Ulrich. Ich kann nur Herrn Ulrichs und Ihre Schriften im Internet lesen und da ahne ich ein wenig, was Sie wohl für Menschen sein könnten.

Sie beschweren sich in Ihrem Brief über die angeblich von mir initiierte Kampagne, dass, wer Ratingen liebt, Sie nicht in den Stadtrat wählen sollte. Ich glaube, da haben Sie etwas grundsätzlich falsch verstanden. Herr Pesch und andere ehrenwerte BürgerInnen dieser Stadt haben keinen Aufruf „Wer Ratingen liebt, wählt nicht Werner Kullmann“ unterschrieben,  sondern einen Aufruf „Wer Ratingen liebt, wählt keine AfD“. Ich weiß nicht, wie weit Ihre Identifikation mit der Partei geht, aber da gibt es einen kleinen, aber gravierenden Unterschied.

Und da ist dann noch etwas, das ich nicht verstehe: Sie schreiben in Ihrem Brief von der katholischen Sozialisation Ihrer Eltern, von Ihrem Verständnis, „was der Nationalsozialismus oder der Kommunismus mit den Menschen gemacht hat“, von Ihrem Engagement für Flüchtlinge aus dem Kosovo. Warum zum Teufel engagieren Sie sich dann bei einer in Teilen rechtsextremistischen Partei, die die Spaltung unserer Gesellschaft betreibt, die laut Verfassungsschutzbericht zumindestens in Teilen offen demokratie- und verfassungsfeindlich ist?

Warum sind Sie Mitglied in einer Partei, deren Führungspersonal in schöner Regelmäßigkeit mit rechtsradikalen, ausländerfeindlichen, rassistischen und demokratiefeindlichen Äußerungen auffällt? Einer Partei, deren Bundesparteivorsitzender Herr Gauland missliebige politische Gegner „in Anatolien entsorgen“ möchte?

Warum kann Ihr Ratinger Parteivorsitzender Bernd Ulrich in seinem Blog Herrn Habeck mit Hitler vergleichen, aber Sie entrüsten sich dann, dass wir keine solche Partei in unserem Stadtrat, ja eigentlich nirgendwo haben wollen?

Herr Kullmann. Da geht etwas nicht zusammen. Wenn Sie so ein lieber und netter, weltoffener und engagierter Ratinger sind, dann gebe ich Ihnen gerne einen kleinen wohlmeinenden Ratschlag in Form einer alten spanische Volksweisheit mit auf den Weg:

Wer mit dem Hunde ins Bett geht, wird mit Flöhen aufstehen.

(Spanisches Sprichwort)

Vielleicht denken Sie da doch einmal in Ruhe drüber nach und engagieren sich dann in einer ordentlichen Partei. Dann haben die Ratinger auch sicher nichts dagegen, wenn Sie in den Stadtrat einziehen.

Mit freundlichen Grüßen –

Christoph Mause

PS: Ein kleiner Nachtrag zum Thema Subventionen. Wenn Sie meine Biographie einmal richtig gelesen hätten und Ihren Parteivorsitzenden einmal um mathematischen Beistand gebeten hätten, hätte Ihnen schon auffallen können, dass es zu Zeiten meiner Großelterngenerationen überhaupt keine Steinkohlesubventionen, geschweige denn eine Bundesrepublik gab. Das als kleine historische Hilfestellung.

PPS: Wo wir aber beim Thema Subventionen sind: Als „selbstständiger Automobil-Vertragshändler“ kennen Sie sich mit staatliche Subventionen für die darbende Automobilindustrie sicherlich prima aus.

PPPS: Unser Aufruf wurde übrigens nicht vom Ratinger Wochenblatt unterstützt. Und auch nicht von der Funke Mediengruppe, die im Übrigen (auch um da mit einem Missverständnis aufzuräumen) kein sozialdemokratisches Unternehmen ist. Herr Funke würde sich im Grabe rumdrehen und Herr Holthoff-Pförtner bekäme sicher Besuch vom Altkanzler in der Nacht, wenn die Funke Mediengruppe in sozialdemokratischer Hand wäre…