Seit ein paar Jahren nun begleiten wir mit der BLUNA CONNECTION, einem losen Bündnis engagierter Bürgerinnen und Bürger, die rechtsradikale AfD im Wahlkampf und versuchen deutlich zu machen, dass die Mehrheit der Ratinger Bürgerinnen und Bürger keine rechtsradikalen Parteien in unseren Parlamenten haben möchte. Der Zuspruch in der Ratinger Bevölkerung für unsere Aktionen ist jedesmal überwältigend. Häufig kommen Menschen zu uns an den Stand und bedanken sich, dass wir unsere Zeit opfern um Stellung zu beziehen gegen die AfD.

Seit einiger Zeit werden wir regelmäßig unterstützt von den Omas gegen Rechts – einer super Truppe von sehr engagierten, aufgeweckten und freundlichen mehr oder weniger alten Damen, die sich ebenfalls sehr klar gegen rechte Hetze, Fremdenfeindlichkeit und antidemokratische Tendenzen engagieren. In Ratingen sind viele der Damen auch in der Tafelarbeit und zahlreichen anderen karitativen Projekten involviert. Leider bekommen die alten Männer von der AfD immer ganz verzerrte Gesichtsausdrücke, wenn die Omas anrücken – besonders, da man alte Damen ja nicht einfach als linke Antifa Hooligans abtun kann. Ganz schlimm wird es für die Altherrentruppe, wenn die Omas Volkslieder mit neuen Texten versehen und zur Freude der Passanten vortragen.

Bernd Ulrich, der Landtagskandidat der AfD in Ratingen, scheint vom Treiben der Omas so sehr verstört zu sein, dass er eigens ein Flugblatt hat drucken lassen mit dem Titel „Linke Omas? Nein Danke!“. Ein überaus erheiterndes Pamphlet, das die Omas als Auszeichnung ihrer Arbeit verstehen und das ich nicht unkommentiert lassen möchte.

Linke Omas? Nein Danke!

Nun, schon an der Überschrift kann man erkennen, wie Herr Ulrich die Welt in gut und böse einteilt. Jeder, der sich gegen die rechtsradikale AfD positioniert, ist automatisch „links“ (= böse -> „Nein Danke!“). Ihm scheint gar nicht in den Sinn zu kommen, dass es für viele Bürgerinnen und Bürger einfach nur anständig ist, sich gegen Rechts zu stellen.

Alter schützt vor Torheit nicht! Diese „Omas gegen Rechts“ links neben uns sind der lebende Beweis. Denn hätten Sie unser Wahlprogramm wirklich durchgelesen und obendrein auch noch verstanden, dann würden sie nicht solchen hanebüchenen Blödsinn verbreiten.

Zur vereinfachten Weltsicht gesellt sich dann noch einfach schlechtes Benehmen. Anders kann man die Einleitung auf Pennäler-Niveau kaum entschuldigen. Ich hege eh den Verdacht, dass es sich bei der AfD im Kern um eine Truppe von Leuten mit extrem schlechten Manieren handelt.

Und nur am Rande angemerkt, müsste man sich entscheiden, ob man die Omas ansprechen („Sie“) oder ob man über sie sprechen möchte („sie“). Aber das mag am miserablen Bildungssystem liegen (siehe unten).

Tatsächlich haben wir von der AfD alles versucht, mit diesen Damen ins Gespräch zu kommen. Leider vergebens!
Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens, so lautet eine alte Volksweisheit. Wir sind beileibe keine Götter, trotzdem versuchen wir alles, um mit Argumenten zu überzeugen. Immer und immer wieder. Diskutieren, nicht diffamieren, so lautet unser Motto!

Abgesehen davon, dass wir hier keine Volksweisheit vorliegen haben, sondern ein Zitat von Friedrich Schiller aus der Jungfrau von Orleans, lässt trotz anschließender Einschränkung die Wahl des Zitates doch schon tief blicken und passt zum leicht überheblichen Gesichtsausdruck des Wahlplakates (siehe oben).

Ein amüsante Schmunzeln verursacht dann das Motto der AfD, welches wir anhand vieler publizierter Statements schon kennenlernen durften: „Diskutieren, nicht diffamieren!“ Sic! Das passt zusammen mit der Einleitung von den „Linke(n) Omas“, der „Torheit“ des Alters und dem „hanebüchende(n) Blödsinn“ eigentlich perfekt zum nächsten Absatz:

Wirklich schade, daß diese plärrenden „Omas“ hier nebenan ihre Energie und Zeit verplempern, anstatt sich um die Zukunft ihrer Enkelkinder zu kümmern.

Das also versteht Herr Ulrich unter „Diskutieren, nicht diffamieren!“ – verstehste?

Im Schweinsgalopp geht es dann durch das rechtsradikale-populistische Durcheinander der AfD:

(…) Anhaltende Zuwanderung aus fremden Ländern; ein miserables, heruntergewirtschaftetes Bildungssystem; Schuldenmachen für andere Staaten; Gewaltkriminalität gerade gegen Frauen; Verlust der Meinungsfreiheit; Einschränkung von Freiheitsrechten … usw. Das sind nur ein paar Stichworte. Die Omas hätten allen Grund sorgenvoll in die Zukunft zu blicken.

Tja, aber das ist dann doch genau das, was die Omas tun – sie blicken sorgenvoll in die Zukunft Ihrer Enkel! Darum stehen sie auf der Straße: Eine Zukunft, in der weiter die Demokratie von rechts attackiert und ausgehöhlt wird, halten sie für gefährlich und zerstörerisch. Sie engagieren sich für ihre Enkel und wünschen sich, dass die AfD wieder in der Versenkung verschwindet. Genauso, wie sie sich mit den Fridays For Future solidarisieren, während die AfD davon schwadroniert „Tanken darf kein Luxus sein“, weil den alten Herren das Wohl der nachfolgenden Generation nämlich offensichtlich am Arsch vorbeigeht.

Und nur ganz kurz zur „Meinungsfreiheit“ / „Freiheitsrechten“: 😂

Denn ausbaden müssen es die Jüngeren, eben unsere Kinder und die Enkel. Ach so: Den trällernden Damen mag es ja jetzt noch leidlich gut gehen, aber die Renten der nachwachsenden Generationen sind nun alles andere als sicher.

Ja – und weil das so ein wichtiges Thema ist, konnte sich die AfD auch erst 2020 auf ein Rentenkonzept einigen, welches dann noch aus einem halbgaren, gequirlten Mix aus neo-liberalen Zumutungen aus dem Meuthen-Lager und völkisch-sozialer Mutterkreuz-Romatik der Flügel-Vertreter besteht. Und nach Einschätzung jedes Experten außerhalb der AfD noch nicht einmal im Kern die Herausforderungen der Rente verstanden hat.

Und weil man sich ja so viele Gedanken über die Zukunft unserer Kinder macht, möchte man die Rente auch mit „konsequente(n) Streichungen von ideologischen Politikmaßnahmen, beispielsweise in der Migrations-, Klima- und EU-Politik“ gegenfinanzieren.

Merke: Die AfD ist nicht nur eine in Teilen rechtsextreme, sondern auch eine ICH-extreme Partei. Ob es um Flüchtlinge, Rente, Kriminalität, Zukunft oder Umweltschutz geht – das ICH steht im Mittelpunkt.

Schule: Wenn diese Omas wirklich Ihre Enkel bei den Hausaufgaben begleiten würden, dann würde es ihnen wie Schuppen von den Augen fallen, was das ständige ideologische Herumexperimentieren an unserem Bildungswesen angerichtet hat: Eine einzige Katastrophe!

Es ist rätselhaft: was haben denn nun wieder die Hausaufgaben irgendwelcher realen oder fiktiven Enkel damit zu tun, dass die Omas gegen Rechts gegen Rechts sind? Woher bezieht Herr Ulrich Kenntnis darüber, wann, wie und ob diese Enkelkinder Hausaufgaben machen oder nicht und ob sie überhaupt der Unterstützung ihrer tatkräftigen Omas bedürfen? Der wiederholte Gebrauch von „diese Omas“ zeigt uns darüber hinaus sprachlich das ganze Ausmaß an Aufgeregtheit und Verachtung. Nun kann man über das Bildungssystem sicherlich trefflich diskutieren, Fakt bleibt aber, dass wir die Art von Schule, die Herrn Ulrich vorschwebt, zum Glück seit vielen Jahren überwunden haben.

Aber wir wissen natürlich auch, dass es dem antiquierten Weltbild der AfD entspricht, dass sich Omas zu Hause um die Enkel kümmern müssen, während die Opas in der Kneipe vom Endsieg schwadronieren.

Fakt bleibt sicher auch, dass ein großer Teil „dieser Omas“, nachdem die eigenen Kinder bereits selber Familie haben, nun Essen an Bedürftige verteilt, Flüchtlingen Deutsch beibringt, Behördengänge für Asylanten erledigt oder selber zu Hause ukrainische Flüchtlingsfamilien aufgenommen hat. Diese Haltung zur Solidarität mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft ist auch die Triebfeder hinter den Omas gegen Rechts.

Zwischenfrage: Was hat eigentliche die lokale AfD-Prominenz auf der Haben-Seite? Also außer Hetze gehen Sozialverbände, Omas, linke Aktivisten und so?

Mit der Sorge um die Zukunft unseres Deutschlands, unseres Heimatlandes, sind wir längst nicht allein. ,,Deutschland schafft sich ab“, so lautete der Bestseller von Thilo Sarrazin. Vom „Ende der Geduld“ schrieb die berühmte Jugendrichterin Kirstin Heisig, die man erhängt aufgefunden hat. ,,Deutschland in Gefahr“, so lautet der Buchtitel aus der Feder des Sprecher der Polizeigewerkschaft. Und der Präsident des Deutschen Richterbundes legte nach: ,,Das Ende der Gerechtigkeit“. Und das als Buch von einem Richter!

Ein bekanntes Muster aus dem vermeintlich bürgerlichen Teil der AfD ist, dass man sich gerne mit Titeln, wissenschaftlichem Anstrich und Publikationen schmückt, um den Beweis für die eigene Bürgerlichkeit im Kontrast zu den offengelegten rechtsradikalen Positionen zu führen. Nun wissen wir aus der AfD, dass – frei nach Herrn Ulrich – ein Professorentitel nicht vor Dummheit schützt (was auch Jörg Meuthen schlussendlich eingesehen hat), so wie die SPD-Mitgliedschaft nicht davor schützt, fremdenfeindliche Publikationen zu veröffentlichen oder der Beruf des Polizisten nicht davor schützt, ein Abzocker zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass Richter dann doch manchmal eine sehr verengte Weltsicht auf die gesellschaftlichen Probleme entwickeln, die gut zum Eingangs erwähnten Schiller-Zitat passt.

Da die Grenzen zwischen Realität und Telegram für den einen oder anderen in unserer Gesellschaft dann doch zu verschwimmen drohen, darf auch der geraunte Hinweis auf den Freitod der Richterin Heisig nicht fehlen. Waren das vielleicht auch diese Omas? Man weiß es nicht.

Und nun zur linken Diffamierung und widerlichen Propaganda: Wir sagen es hier ganz klar und deutlich:
Die AfD duldet keinerlei Nazis in ihren Reihen!
Weder gestern, noch heute und auch nicht morgen. Eine fünfzehnseitige Unvereinbarkeitsliste extremistischer Organisationen, mit denen wir absolut nichts zu tun haben wollen, ist öffentlich für jedermann einsehbar. Keine andere Partei bietet Vergleichbares.

Pro-Tipp: Einfach nach „linke Diffamierung“ die „widerliche Propaganda“ weglassen und es wird gleich viel glaubwürdiger.

Und dann so: „Die AfD duldet keinerlei (!) Nazis in ihren Reihen“ – also außer denen, die ja erwiesenermaßen keine Nazis sind, sondern einfach nur AfD-Mitglieder. Herr Ulrich hat den Versuch einer Beweisführung, dass es ja gar keine Nazis in der AfD gibt, ja schon einmal angetreten. So richtig konnte ich das nie glauben und Herr Meuthen hat bei seinem Rück- und Austritt dann ja doch auch recht deutlich formuliert:

„Das Herz der Partei schlägt heute sehr weit rechts und es schlägt eigentlich permanent hoch“

„Ich sehe da ganz klar totalitäre Anklänge.“ 

„Es ist nicht gelungen, das so weit unter Kontrolle zu halten, dass man sagen kann, die AfD geht den Weg einer konservativ-freiheitlichen Partei, die sie doch eigentlich sein will, jedenfalls nach meiner festen Überzeugung und Beobachtung nicht.“

Jörg Meuthen – ehemaliger AfD-Vorsitzender

Fremdenfeindlich? Hallo?

Fremdenfeindlich? Hallo? „Anhaltende Zuwanderung aus fremden Ländern“ beklagt Herr Ulrich nur wenige Zeilen zuvor und man sollte dann auch nicht zu sehr überbewerten, dass im nächsten Absatz die Nennung expliziter Publikationen nur als Beispiel herangezogen wurde.

Denn Fremdenfeindlichkeit will sich die AfD nicht unterstellen lassen:

„Ohne die dringend erforderliche Sicherung unsere Grenzen wird das Gesetz dazu führen, dass unter dem Deckmantel des Fachkräftemangels noch mehr Menschen aus fremden Kulturen nach Deutschland kommen und auch bleiben werden.“

Dr.(!) Alexander Gauland

Die AfD ist nämlich nicht fremdenfeindlich, sie hat nur etwas gegen Menschen aus fremden Kulturen. Das ist eine feine, aber sehr wichtige Differenzierung! Denn merke:

Jeder, der fähig und willens ist zum Wohlergehen dieses Landes beizutragen ist hier herzlich willkommen!
Und genau aus dem Grund fordert die AfD seit Jahren ein Einwanderungsgesetz.

Ein Komma mehr hätte dem Bildungsanspruch des Herrn Ulrich hier gut zu Gesicht gestanden (Relativsatz, Herr Ulrich!). Aber vielleicht hatte Herr Ulrich keine Oma, die ihm geholfen hat.

„Fähig und willens“ – darüber entscheidet dann nach der Vorstellung von Herrn Ulrich sicher die AfD. Und damit man sich ganz auf die Einwanderung konzentrieren kann, möchte die AfD aus dem UN-Migrationspakt und dem UN-Flüchtlingspakt aussteigen, Familiennachzug abschaffen und auch lieber wieder zurück zum Abstammungsprinzip. Könnte ja jeder kommen und sagen, dass er in Deutschland geboren ist und sich deswegen als Deutscher ausgeben!

Zwischenfrage: Hat jemand die Stammbäume der örtlichen AfD-Mitglieder gecheckt? Nicht, dass wir da hinter noch Fake-Deutsche haben! Wir sollten sicherheitshalber den Arier-Nachweis für AfD-Abgeordnete einführen. Man weiß ja nie!

Zum Schluss noch eine Bitte: Lassen Sie sich nicht von dem Blödsinn nebenan einschüchtern! Weder von trällernden, fehlgeleiteten alten Frauen noch von linken Aktivisten! Sprechen Sie ganz einfach mit uns! Für die Zukunft dieses Landes, unserer Kinder und unserer Enkel!

Unser Motto: Diffamieren statt diskutieren!

Das mit den „fehlgeleiteten alten Frauen“ aus dem Mund von Alternative-Ansichten-Ulli, ja das geht schon runter wie sonst was. Helau!

Bild: AfD Wahlplakat – Foto von mir.